Du denkst über eine Reise mit dem Elektroauto nach oder planst diese bereits? – Eine gute Idee!
WAS IST ANDERS BEIM ELEKTROAUTO?
Egal, ob es ein Kurztrip über das Wochenende oder eine mehrwöchige Reise in Europa werden soll, machbar ist dies inzwischen mit den meisten der verfügbaren Elektroautos (BEV=Battery Electric Vehicle). Es gibt ein paar Besonderheiten, die Du beachten solltest, um ohne größere Zeitverzögerungen und ohne stressige Situationen wohlbehalten wieder zuhause anzukommen.
Wir möchten Dir ein paar hilfreiche Tipps dazu geben, aus der bisherigen Erfahrung unserer eigenen Fahrten über inzwischen mehr als 100.000 km mit einem Elektrischen. Wir wurden auf unseren Fahrten oft von anderen Reisenden angesprochen, ob das schon ginge, mit dem Elektroauto ausserhalb von Deutschland bzw. weit weg von zuhause.
Unsere Antwort darauf ist ein klares JA.
Unvergessen bleibt uns die Anmerkung eines jungen deutschen Paares, das uns auf einem Aussichtspunkt neben einer Küstenstrasse in Kroatien angesprochen hatte und meinte, es wäre ganz schön mutig, so weit von zuhause mit einem BEV zu fahren. Wir konnten sie in einem kurzen Gespräch davon überzeugen, dass es tatsächlich mehr um Wissen als um Mut geht. Nämlich das Wissen um eine bereits heute ausreichende (teilweise sogar gute) Ladeinfrastruktur und um die teilweise sogar sehr hohe Zuverlässigkeit der Navigation mit sehr exakter Ladestandsanzeige, auf die man sich gut verlassen kann.
Beim Fahren über längere Strecken mit einem Elektrofahrzeug gibt es einige Unterschiede im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen mit Verbrennermotoren. Eine unterbrechungsfreie Fahrt über 1.200 km und mehr, wie mit einem Diesel-Verbrenner leicht machbar, ist derzeit mit den meisten BEVs nicht möglich. Es werden Fahrtunterbrechungen notwendig werden, um den Akku wieder aufzuladen, häufiger als bei einem vergleichbaren Verbrennermodell. Die Reisedauer wird sich also wegen der Ladezeiten etwas verlängern. Dem gegenüber stehen aber der Umweltaspekt, also die bessere Umweltbilanz des BEV, und potenzielle Kosteneinsparungen gegenüber Diesel und Benzin.
In einem anderen Blogeintrag haben wir versucht, eine allgemeine objektive Bewertung der Elektromobiltät, auch im Vergleich zu anderen Antriebsarten, vorzunehmen. Schaut einfach mal dort vorbei.
BISHER MEHR ALS 100.000 KILOMETER ELEKTRISCH GEFAHREN
Unsere persönlichen Erfahrungswerte aus den bisherigen Reisen zeigen einen zeitlichen Mehraufwand von ca. 10% für die Fahrstrecke. Hilfreich hierbei ist es zu versuchen, neben den eigentlichen Ladestopps keine weiteren Halte einzuplanen, also Essens- und Toilettenpausen nur dann, wenn auch geladen wird. Es wird nicht immer gehen, aber der Versuch zählt. Der Lade-Rhythmus pendelt sich dann bei etwa 2 bis 2,5 Stunden ein, in Abhängigkeit des Verbrauchs und der Akku-Größe des Fahrzeugs. Eine solche Fahrdauer entspricht auch in etwa einer Empfehlung des ADAC: Nach ca. 2 Stunden sollte sowieso eine Pause eingelegt werden oder ein Fahrerwechsel stattfinden. Der Start der Reise erfolgt mit einem Ladezustand (SOC=State Of Charge) von 100% (gegenüber einer normalerweise maximalen SOC von 80%) und unter Berücksichtigung, ob am Zielort ein Destination Charger (Wallbox oder 240V Steckdose) vorhanden ist.
BESUCHTE REISELÄNDER
Die folgenden Länder und Regionen haben wir bisher mit einem Elektrofahrzeug bereist: Frankreich, Niederlande, Dänemark, Schweden, Norwegen, Nordkapp, Österreich, Kroatien, Italien und Spanien, und natürlich auch Regionen in Deutschland.
In unserer Übersicht zu besonderen Hotels haben wir vermerkt, wenn dort bereits eine Lademöglichkeit vorhanden ist. Und auch in unserem Blog Beitrag zu Pools und Wellness haben wir ebenfalls vermerkt, wenn dort eine Möglichkeit zum Laden angeboten wird.
WIE UND WO AM BESTEN LADEN?
Die Lademöglichkeiten sind vielfältig. An Autobahnen und anderen Schnellstrassen, entweder direkt in den Raststätten, direkt in den privaten Autohöfen oder in der näheren Umgebung von Ausfahrten gibt es die sogenannten HPC (High Power Charging) Schnelllader, mit CCS-Stecker (CCS=Combined Charging System). Geladen wird mit Gleichstrom (DC=Direct Current). Dies ermöglicht hohe Ladegeschwindigkeiten und damit kurze Pausenzeiten. Das Laden mit Wallboxen (AC=Alternatering Current), sowie üblicherweise für zu Hause, kann bei längeren Stopps, im Hotel oder beim Einkaufen sinnvoll sein, wenn das Fahrzeug sowieso gerade parkt. Das Laden erfolgt per Typ2-Steckdose. Die Ladegeschwindigkeit ist deutlich geringer, etwa um den Faktor 10 im Durchschnitt. Für ein schnelles Vorankommen ist es daher weniger gut geeignet. Das Laden mit dem mobilen Ladegerät (240V AC) ist ebenso möglich. Damit bist du ziemlich flexibel unterwegs.
Die geeigneten Ladestationen auf Deiner Route liefert Dir entweder Dein Auto selbst (Onboard-Navigation) oder Apps wie Google Maps oder A Better Route Planner (ABRP) helfen Dir, die besten Ladestopps zu finden.
Laden, wenn das Auto sowieso gerade steht
Es gibt auch Hotels, die Lademöglichkeiten bieten – das macht Übernachten und Aufladen einfach. Leider geben nicht alle Hotels bzw. alle Hotelbuchungsportale immer an, ob eine Lademöglichkeit vor Ort tatsächlich besteht. Hier geht es zu unserer Übersicht besonderer Hotels, mit einem Hinweis jeweils, falls dort eine offizielle Lademöglichkeit angeboten wird. Natürlich ist es immer eine gute Idee, trotzdem bei jeder Unterkunft nachzufragen, ob dort das BEV geladen werden kann, eine Standard-Steckdose mit 240 Volt ist ja ausreichend. Manche Portale geben immer noch keine Auskunft dazu, andere Seiten machen falsche Angaben. Manchmal gibt es doch einen Lader vor Ort, obwohl nicht angezeigt. Manchmal sind Lader aufgeführt, die aber noch nicht verfügbar sind, da noch nicht in Betrieb oder defekt. Uns hat es oft geholfen, vorab explizit im gebuchten Hotel nachzufragen, ob dort ein Lader tatsächlich vorhanden und auch funktionsfähig ist. Bei den folgenden Portalen zum Beispiel haben wir einen expliziten Filter zur Auswahl einer Lademöglichkeit für BEVs gefunden: expedia.de (*) (Werbung), Trip.com (*) (Werbung), booking.com (*) (Werbung), tripadvisor.de, hrs.de, biohotels.info, check24.de, swoodoo.com, hotel.de, airbnb.de
Welche konkreten Möglichkeiten es gibt, den Ladestrom für das Elektroauto zu besorgen, beschreibt unser Blog Beitrag SPECIAL: Nachhaltige und effiziente Energiebeschaffung für das Elektroauto, zu dem Du hier direkt hinspringen kannst.
Hier geht es direkt zum Vergleich der Stromtarife auf das Vergleichsportal von check24.net (*) (Werbung) und zum check24 Öko-Strom-Vergleich (*) (Werbung).
Und hier geht es zum Vergleich der Stromtarife auf das Vergleichsportal von Verivox (*) (Werbung). Und hier geht es direkt zum Verivox Öko-Strom-Vergleich (*) (Werbung) und zum Verivox Ladestrom-Vergleich (*) (Werbung).
MYTHEN VERSUS FAKTEN
Die Angst vor dem leerem Akku, z.B. im Stau: Auch wenn Du mal im Stau stecken solltest, kein Stress – Elektroautos können viel länger im Stau stehen als Verbrenner, da der Stromverbrauch im Stillstand sehr gering ist. Eine geringere Geschwindigkeit und langsames Beschleunigen wirken sich erwartungsgemäss positiv auf die Restreichweite aus. Die Heizung im Winter und die Air Con im Sommer verbrauchen zusätzlichen Strom und reduzieren die tatsächliche Restreichweite. Klar, das ist so, aber auch hier gilt es, sich dessen bewusst zu sein und bei Bedarf die eingestellte Soll-Temperatur anzupassen.
Als weitere positive Einflussfaktoren auf den Verbrauch sind insbesondere zu nennen: Nutzung des ECO-Modus (Spar-Modus, Smart/Lässig-Modus), gleichmässiges Fahren mit Tempomat und Abstandsautomatik, Nutzung der Rekuperationsfunktion (Energierückgewinnung beim Ausrollen und Bremsen bzw. bei Abwärtsfahrten), Navigation anhand der energie-effizientesten Route, Einstellung des Reifenluftdrucks nicht zu niedrig, Vermeidung von nicht benötigtem Gepäck (Gewichtsreduzierung).
Die hier beschriebenen Einflussfaktoren auf den Verbrauch treffen übrigens auf den Verbrenner ebenso zu, allerdings wirken sich starke Beschleunigung und hohe Dauergeschwindigkeiten beim Elektrischen überproportioniert stark aus.
WLTP und reale Fahrsituation
Das eigene Fahrverhalten birgt das Risiko eines höheren Verbrauchs, aber auch die Chance, das persönliche Verbrauchsniveau niedrig zu halten. Die als WLTP-Standard (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) (WLTP Zyklus: 30 Minuten, 23 km, max. 131 km/h, im Durchschnitt 46 km/h) angegebenen Verbrauchswerte können übrigens im Normalbetrieb meist nicht eingehalten werden, da die definierten Vorgaben für Geschwindigkeiten und dazugehöriger Zeitdauer oft nicht dem tatsächlichen Nutzungsprofil entsprechen. Wer von zuhause startet und nach einigen Minuten Fahrzeit auf der Autobahn für eine Stunde mit einer Geschwindigkeit von 130 km/h unterwegs ist, befindet sich bereits oberhalb des Verbrauchsprofils der Prüfvorgaben und kann die nach WLTP errechnete Reichweite nie erreichen. Die Werte sind daher eher als Vergleichswerte zwischen mehreren Modellen geeignet. Daher ist es sehr wichtig, dass die Anzeige der tatsächlichen Reichweite im Fahrzeug exakt und zuverlässig arbeitet.
LADEN IM NOTFALL
Zunächst sei angemerkt, dass wir von einem sehr geringen Risiko eines Liegenbleibens wegen eines leergefahrenen Akkus ausgehen. Nur wer bewusst und vehement die Hinweise des Navis zum niedrigen und nicht ausreichenden Ladestand ignoriert, wird es schaffen, mit einem leeren Akku auf offener Strecke liegen zu bleiben. Wer das schafft, wird es auch schaffen, den Tank eines Verbrennerautos leer zu fahren.
Falls keine Wallbox am Ladeort verfügbar ist und es auch nicht mehr zum nächsten Schnelllader reicht, dann kann der Akku auch mit einem mobilen Lader aufgeladen werden. Die meisten Elektrofahrzeuge haben einen mobilen Lader dabei, der an eine handelsübliche 240V Steckdose angeschlossen werden kann. Das Fahrzeug wird über den Typ2-Stecker angeschlossen. Die Ladegeschwindigkeit ist eher gering, meist nur 1-phasig und nicht 3-phasig, aber oft als Ladevorgang über Nacht ausreichend und als Notfallmöglichkeit sehr hilfreich. Der mobile Lader sollte daher immer dabei sein. Als Ergänzung hierzu kann ein CEE Adapter (mit blauem CEE Stecker) auf den 240V Stecker helfen, um eine CEE Steckdose auf einem Campingplatz oder einer Marina für Boote und Schiffe nutzen zu können. Manche Wallboxen für zuhause gibt es auch in einer mobilen Variante. Diese Wallboxen haben einen 16A oder 32A CEE Stecker (rote Farbe), der 32A Stecker hat einen etwas größeren Durchmesser, Adapter zwischen 16A und 32A hilfreich. Wenn man eine solche Wallbox zusätzlich mit auf die Reise nimmt, dann verfügt man über eine weitere Lademöglichkeit an einer sogenannten Drehstromsteckdose (gibt es in einer 16A- und einer 32A-Version, mit unterschiedlich grossem Durchmesser). Dadurch hatten wir schon mehrfach die Möglichkeit, in der Tiefgarage eines Hotels, auf einem Weingut und in einem Hotel zu laden, die keine Wallboxen hatten, aber eben einen Drehstromanschluss.
FAZIT
Elektromobilität erfordert manchmal ein bisschen Vorausdenken, aber es eröffnet auch aufregende neue Möglichkeiten. Also, Gute Fahrt, und immer mindestens 1 kWh im Akku!
Hier geht es zu unserem Blog Beitrag Unsere Challenge: Mit dem Elektroauto bis zum Nordkapp, und hier geht es zu unserem Blog Beitrag SPECIAL: Nachhaltige und effiziente Energiebeschaffung für das Elektroauto.
Und hier geht es zu unserem Blog Beitrag besondere Hotels, viele schon mit der Möglichkeit, ein Elektroauto zu laden.
SONDERFUNKTION: BIDIREKTIONALES LADEN
Das Konzept des bidirektionalen Ladens, auch bekannt als Vehicle-to-Grid (V2G) oder Vehicle-to-Home (V2H), ermöglicht es, dass Elektrofahrzeuge nicht nur elektrische Energie aus dem Stromnetz beziehen, sondern auch Energie zurück ins Netz oder in das Hausnetz einspeisen können. Hier ist eine Auflistung der typischen Funktionen des bidirektionalen Ladens
- Energiefluss in beide Richtungen: Im Gegensatz zum herkömmlichen Laden kann bei dieser Technologie der Strom in beide Richtungen fließen – vom Netz zum Auto und vom Auto zurück ins Netz oder ins Haus.
- Energiespeicherung: Das Elektroauto fungiert als mobiler Energiespeicher. Bei Bedarf kann die gespeicherte Energie wieder ins Stromnetz oder zur Energieversorgung des Hauses abgegeben werden.
- Intelligente Energiesteuerung: Diese Technologie ermöglicht eine intelligentere Energiesteuerung, bei der zum Beispiel Energie zu Zeiten geringer Nachfrage im Auto gespeichert und zu Spitzenzeiten zurück ins Netz gespeist werden kann.
- Notstromversorgung: In einigen Fällen kann das Fahrzeug als Notstromversorgung für das Haus dienen.
Zum Nachlesen hier der Hinweis zu einer Studie zum Thema.
Falls Euch unsere Fotos und Bilder gefallen und Euch interessiert, wie diese entstanden sind, dann geht es hier zu unserem Blog Beitrag SPECIAL: Wie unsere Fotografien und Bilder entstehen.